Wir öffnen uns einander

Im Mai 2022 trafen sich sechs wagemutige Heldinnen, um am Lagerfeuer ihre Geschichten zu erzählen. Sie lernten sich kennen, fassten Vertrauen, wuchsen aneinander und miteinander. Neun lange Monate erkundeten sie gemeinsam das Innere ihrer Drachen, robbten durch ihren seelischen Grund und erfuhren wahre Verbundenheit unter Gleichen. Jetzt ist die Zeit, um mit ihrer Wahrheit ans Licht der Welt zu treten...

Jeweils am Monatsersten lade ich dich unter der Rubrik "Schreibfreundinnen" zu deiner eigenen Heldinnenreise ein. Sechs wundervoll starke Frauen werden dich auf ihren Blogs begleiten. Hast du darauf Lust?

Wann habe ich bemerkt, dass was nicht stimmt? – 10.6.22

ch kann mich gut an diesen Moment erinnern. Um ehrlich zu sein, ich kann mich an viele dieser Momente erinnern.

Doch die ersten Anzeichen waren klein, die dazugehörigen Instinkte, die mir zuflüsterten »Renn so schnell du kannst« zu flüchtig. Wie wenn man an einem alten Kellerloch vorbei geht und es nur für diese eine Millisekunde rausstinkt. Nach Moder, nach vergammeltem Gemüse, nach kaltem Tod. Aber man selbst ist ja auf der Straße. Zwischen den Dächern der blau strahlende Himmel und eine Welt, die mir gehört. Immer habe ich sie weggeschoben, habe gedacht, ich hätte sie mir nur eingeredet. Denn es konnte doch nicht sein, wie es nicht sein durfte.

Aber es war so. Es war sogar noch schlimmer.

Ich stand im Klassenzimmer, die Schüler hatte ich mit dem Überreichen des Abschlusszeugnisses in die wahre Welt entlassen. Die Tür zum Gang war weit geöffnet und herein drang nur diese ganz besondere, leicht angespannte Stille von Schülern, die lernen. Manchmal hörte ich schnelle Schritte auf dem Gang. Kollegen, die von einer Klasse zur nächsten liefen in normgerechter Ausübung ihres Dienstes. Manchmal schaute sogar jemand rein. Schenkte mir ein Lächeln, einen Satz.

Was sie gesehen haben?

Mich. Ich stand völlig normungerecht in kurzen Hosen mitten im Raum. Der Schrank hinter mir weit geöffnet. Vor mir auf dem Tisch ein geöffneter Ordner, rechts davon ein mickriges Häufchen Papier und vor mir, vor mir ein riesengroßer Haufen mit all den Unterlagen, die ich bereits aussortiert hatte.

Wie war das nochmal mit dem Volumen des Kegels? 3.14 x r x r x h : 3.

2,826 m3 Unterrichtsvorbereitungen, Folien, Arbeitshefte, kreative Ideen, blut- und schweißdurchtränkte Stundenentwürfe, gute Stunden, schlechte und auch sehr gute.

Nein, das stimmt nicht. Die lagen rechts von mir.

Ich stand da, gerade, aufrecht, die Augen leicht zusammengekniffen, klickte die Schließe hoch, nahm das Blatt – und im Bruchteil einer Sekunde entschied ich. Die guten ins Töpfchen, die schlechten zum Altpapier.

In mir war ich völlig leer. Da war nichts mehr. Nichts. Vor mir lagen sechs ehemals prall gefüllte Ordner meines Lebens. Das, wofür ich gelebt hatte. Das, was mich erfüllt und genährt hat. Das einzige, was ich konnte. Das, womit ich redlich erfolgreich geworden war. Und ich hatte sie einfach entsorgt. Nichts dabei gefühlt. Doch, vielleicht ein bisschen Bitterkeit. Nein, ich war zynisch. Fällt mir gerade erst auf: ZYnisch - ZYankali…

Eine meiner Kolleginnen, mit der ich öfter geredet hatte (über Schule und Schüler natürlich, als Lehrer kennt man auch im Privatleben kaum andere Themen), kam sogar bis zu mir herein. Ich konnte sehen, was sie dachte.

»Keine Sorge«, antwortete ich. »Ich miste nur aus.«

Sie wusste warum und ich wusste es auch. Aber mehr konnten wir nicht tun. Wenigstens nahm sie mir die leeren Ordner, die noch in Schuss waren, ab und schickte mir später ein paar Schüler vorbei, die den Altpapier-Berg entsorgten. Ich schätze, so haben wir wenigstens die drei Jungs glücklich gemacht, denn alles war besser als Unterricht.

Ich habe dann noch ein Jahr gekämpft, oder besser: Aufgegeben. Ein Jahr noch, nach diesem Moment, an dem ich alles, auch mein Ich, deutlich sichtbar entsorgt hatte.

Erst nach einem Jahr stellte ich mir endlich die Frage nach meinem eigenen Wert.

Mentoring und Prozessbegleitung

Ist ja nicht so, dass...

Ist ja nicht so, dass ich diesen Moment, den ich im vergangenen Jahr beschrieben habe, jetzt nicht mehr hätte.

Ja, diese Momente sind weniger geworden, vielleicht sogar gute Bekannte.

Aber sie sind immer noch etwas, was ich lieber "weg haben" möchte.

Als könnte man zum Arzt gehen und sich diesen Furunkel aufschneiden lassen...


Aber warum kommt er dann immer wieder?

Was ist das, was ihn nährt, was ihn dazu motiviert, quasi jedes Mal über sich - und damit auch weit über mich - hinauszuwachsen?

Kontrolle, woher kommst du?

Bis gerade eben hätte ich gesagt, ich weiß, woher du kommst. Jetzt ist die Antwort anders. Du sagst, du kommst, weil das Vertrauen fehlt. Du sagst, ich kann anderen nicht vertrauen, traue ihnen nichts zu und kontrolliere deswegen ständig?

In der Arbeit war das anders. Hausaufgaben habe ich selten gegeben, Hefte fast nie kontrolliert. Ich schätze, die Kontrolle habe ich endgültig aufgegeben, als meine Schülerin zehn Meter überm Boden im Baum saß und mir versicherte, dass das in Ordnung sei.

Vor meinen Schülern hatte ich nie Angst. Sie musste ich deshalb nicht kontrollieren.

Also musste ich die Angst kontrollieren? Ich durfte es überhaupt nicht so weit kommen lassen, dass da wieder diese endlose Angst kommt. Die Angst, ob man es diesmal überlebt. Die Angst vor dem Schmerz.

Erst gestern hatte ich ein Gespräch mit meiner Angst. Und meine Angst war erschöpft. Sie hatte einfach keine Kraft mehr dieses übergroße Monster zu sein, zu der ich sie zu sein zwang. Sie setzte sich einfach hierher neben mich und konnte nicht mehr.

Es geht mir ähnlich. Auch ich kann nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr die Dinge zu kontrollieren. Ich bin im Arousal, im Überfunktionieren. Mein Sympathikus ist so in der Anspannung, damit er ja kein einzelnes, winziges Anzeichen von Gefahr übersieht, dass ich am ganzen Körper zittere. Ich muss die Kontrolle aufgeben.

Was heißt 'aufgeben', ich habe sie nicht mehr in der Hand.

Als ich damals unter dem Baum mit der Schülerin entlang gegangen bin, warum wollte ich da nicht kontrollieren? Es drohte doch Gefahr.

Nein. Was da war, war Vertrauen. Ich konnte ihr vertrauen. Und ich vertraute dem Sein. Dem Fluss. Ich war angebunden. Ich war selbst sicher.

Meine Angst klopft mir erleichtert auf die Schulter und sagt: »Siehst du, das haben wir doch gut gemacht, du und ich.«

Ich bin erschöpft. Genauso wie sie. Ich kann gar nicht mehr anders als im Moment sein. Sie kann gar nicht mehr anders als neben mir sein.

Ich werfe Leuchtfeuer, gerade so weit, wie ich glaube dann sehen zu können. Damit ich wenigstens, wenigstens weiß, dass auf unserem dunklen Weg ein Pflasterstein ist, auf dem wir stehen, halten, ausruhen können. Ich trage sie. Sie trägt mich. Die Kontrolle überlassen wir dem Fluss. Heißt das, ich vertraue? Heißt das, ich bin sicher? Ja. Das heißt das wohl.

Froschkönig I
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