Dieser Text ist nicht ganz jugendfrei und bestimmt auch sexistisch. Ganz Hemmingway eben...

Tja, jetzt habe ich mir also diesen doch sehr seltsamen Satz gewählt. Ich sitze also hier völlig tiefenentspannt auf Ernests Barhocker, trinke seinen Lieblingsrum und rauche seine Lieblingszigarre. Was zum Henker hat mich nur dazu gebracht, dem Stern ein verschollenes Interview mit Hemmingway zu verkaufen? Ach ja, das Geld.
Autoren sollten also kurze Sätze schreiben, Mister Hemmingway? Ist es denn nicht eher so, dass Autoren unglaublich lange, verschachtelte Sätze schreiben sollten. Warum? Um möglichst intellektuell daherzukommen. Nein? Wie zB, äh, Hemmingway? (Sorry, fällt mir jetzt gerade kein anderer ein...)
Nun gut, jetzt ist die Kacke am Dampfen, das Interview muss heute noch per Mail raus. – Jetzt auf geht’s.
Autoren sollten stehend an einem Pult schreiben?
Oh ja, das finde ich super, denn damit würden sich viele HWS-Syndrome von selbst erledigen – und im Moment wo ich das schreibe, richte ich mich schon auf... Jepp, Brust raus, alles raus, was raus muss! - Stop, das bin ich. Ernest hätte sowas nicht geantwortet.
… grummel, grummel. Mensch, Alex, konzentrier dich doch mal. Kann doch nicht so schwer sein, wie Hemmingway zu antworten!
Was is? Jetzt hör doch mal auf. Was willste denn dauernd mit der Erinnerung an Police Academy? Das passt doch jetzt überhaupt nicht in diesen Rahmen!
Wie bitte? Der Moment als der Academy-Leiter eine Rede halten musste und ein leichtes Mädchen unterm Pult saß?
„Na, na???!!! Was fällt dir dazu ein“, fragt Hemmingway und pafft mir mit seiner dicken Zigarre den Rauch ins Gesicht.
„Ja, sie hat ihm einen .... Das hat ihn glücklich gemacht.“
„Siehste.“
Ich schäme mich, dass ich das jetzt hier reinschreiben soll.
Sorry, willst du jetzt Ernest oder nicht?
Ok, dude. Ich hab''s aufgeschrieben und jetzt shut up.
„Gut“, sagt Ernest. „Drittens. Im Stehen lässt sich der Drang zum Wasserlassen besser verdrücken.“ Dabei schaut er sich hilfesuchend im Lokal um (allerdings ist hier mein Schlafzimmer, keine Kuba-Kneipe)
Wie bitte? Ey, was sind das denn heute für Gedanken???
Na, schau doch mal, wenn du stehst, kannst du von einem Bein aufs andere treten. Da musste nicht unterbrechen, wenn du gerade im Flow bist, weil da sowas profanes daherkommt wie Pippi.
Ich schaue gar nicht, im Gegenteil. Ich verdrehe die Augen. Denn ich sehe schon, ich werde heute nichts wegschicken. Ernest, du bist super-peinlich, weißt du das?
Ich glaube, er weiß es, aber es ist ihm augenblicklich egal, denn er hat sich auf die Suche nach einem Stehpult gemacht oder dem passenden Zubehör. Insgeheim hoffe ich, dass er jetzt nicht in mein Bett pinkelt. Und ich darf morgen wieder Hundefutter aus der Dose essen. Dann eben kein gefälschter Artikel für den Stern.
„Hallo, du“, klingt es leise. „Hallo, du! Ich bin deine Meta-Ebene: Kurze Sätze hast du geschafft. Intellektuell war es weniger. Aber lebenspraktisch – 100%ig. Der Rest ist Nebensache.“ ;-)