Welche Farben

hat

mein Jahr?

Jahresrückblog 2022

Gastbeitrag von

Angelika Schwarz

20.12.22

Vorsätze

Das Jahr beginnt mit Vorsätzen. Meist. So ein frisches neues Jahr soll doch eine schöne neue Farbe bekommen.


Und während mein 2021 im Zeichen der absoluten Überforderung und Überlastung eher dunkelgrau war, für 2022 der hehre Vorsatz, mehr „Work-Life-Balance“, mehr Sein als Tun, mehr Stille als Informationsrauschen. Sitzen und den Vögeln beim Fliegen, dem Schnee beim Fallen zuschauen.

Klingt gut. Farbe hellgrün?

Der Beginn

Der Jahresauftakt: 2 Jahre zähe Vorbereitung münden in ein zähes Ergebnis. SAP geht online. Und es verhält sich erwartungsgemäß. Oder noch schlimmer. Jeder, der schon mal das Drama einer SAP-Einführung mitgemacht hat, wird an dieser Stelle verständnisvoll-mitfühlend mit dem Kopf nicken. Es frustriert, raubt Zeit und mein Lieblingswort (oder eher nicht) für dieses Jahr wird „fassungslos“. Unbedingt hilfreich ist das für die Work-Life-Balance nicht.


Meine (ebenfalls sehr zeitaufwändige) Coachingausbildung neigt sich dem Ende zu. Eine riesengroße Erleichterung, vielleicht einmal wieder ein, zwei freie Wochenenden zu haben. Und was mache ich jetzt mit der vielen Zeit? „Oh, eine andere Ausbildung. Wow, die klingt ja interessant!“, gefolgt vom Klicken des Anmeldebuttons.

Vollbremsung

Aber zuerst ein Kurzurlaub. Mein System fährt runter in die Entspannung und Erholung. Und fährt nicht wieder hoch. Die Erschöpfung der letzten Jahre holt mich ein. Krankschreibung und daran angehängt zwei Wochen Urlaub. Eine so dringend benötigte Auszeit, die wie im Tran und wie im Flug vergeht. Es erinnert mich an eine Geschichte von Sissy Perlinger, die über ihren Burn-Out schrieb und die Empfehlung ihrer Therapeutin, sich erst einmal 4 Wochen in den Schaukelstuhl zu setzen. „Und dann?“, fragte Frau Perlinger, begierig darauf, wieder bald ins Tun kommen zu können. Dann, so wurde ihr gesagt, dürfe sie ganz langsam beginnen zu schaukeln. Passt. So fühlte ich mich.

Ein Gutes hat es. Selbst wenn man schon seit Jahren erfolglos auf Überlastung im Job hinweist, bricht man dann verzweifelt mitten im Meeting in Tränen aus, hat das eine ganz andere Wirkung. Hektisches Umstrukturieren. Sehr wohlwollend. Ich sollte vielleicht nicht immer so ich-schaff-das-schon wirken.

Ich will spielen

Mein Jahr wird weicher. Ein Märchenkurs bei Mia Brummer. Eintauchen in Märchensymbolik und -sprache. Freies Malen aus der Seele heraus. Überraschende Einsichten, nicht immer schön, aber doch erkenntnisreich. Ich fühle mich zu Hause in dieser Welt.


Überhaupt, das Malen. Auf dem Stadtfest, durstig, lasse ich mich von einem Stand anziehen, an dem es vermeintlich etwas zu trinken gibt. Eigentlich geht es dort aber um Kreativität, Malen, sich ausprobieren. Und was zu trinken bekommt man auch. Ich bleibe. Und komme immer wieder, Sonntags ins Kunstmuseum, um im Atelier in einer Fülle von Farben und Materialien zu schwelgen. Und in Glitzer. Kein Bild ohne Glitzer. Meine innere Künstlerin jubelt und ist sehr jung. Freunde und Freundinnen betrachten die Werke wohlwollend. Ich will mehr davon.

Sein statt tun?

Zurück in die Erwachsenenwelt. Geht man ins Coaching, soll man sich positionieren. Wunschklienten, Spezialisierung etc. Ich mühe mich, aber ich habe da einen Denkstopp mit viel Watte im Hirn. Ich weiß nur, was ich nicht will (immerhin): Klienten zum höher, schneller, weiter, optimaler zu bringen.


Lieber anhalten, durchatmen, die Seele spüren, den Raum öffnen. Neue Perspektiven sehen. Mich reizt die Ausbildung von Mia Brummer zur Mentorin der neuen Zeit. Es geht dabei um den Archetypen der älteren Weisen. Weise wollte ich schon immer sein und das Grau der aus dem Kopf wachsenden Weisheit kann ich auch bieten. Perfekt.


In den nächsten Monaten tauche ich ein in eine Welt von Spiral Dynamics, Medizinrad, Logosynthese, wieder Märchenarbeit und zum krönenden Abschluss das wunderbare Blumenritual der andinen Tradition, das Despacho. Wieder viele neue Ideen, neue Menschen, neue Verbindungen. Spannend, interessant, inspirierend.

Fazit

Äh...halt! Wie war das mit dem Jahresmotto? Hellgrün, Stille, durchatmen?

Das hier war wieder eher bunt, hektisch und mal wieder transformativ.


Jetzt, zu Jahresende, die Sehnsucht, noch mehr Platz im Leben freizuschaufeln für die kreativen Dinge im Leben. Mehr Seele, mehr Magie, mehr Mystik, mehr Tiefe.


2023 - dunkelblau mit Glitzer?

Angelika Schwarz